„Der Kirchentag war ein großes Fest für alle, wo man Gemeinschaft erlebt hat.“ Das ist nach einer anstrengenden Woche das Fazit von Dekanatskantor KMD Gerd Hennecke, der stolz darauf ist, dass auch der Dekanatsbezirk Sulzbach-Rosenberg zu diesem Fest beitragen konnte.
Nur 20 Plätze standen der bayerischen Landeskirche in der Kategorie „Kunstprojekte und Performance“ zur Verfügung. Unter den vielen Bewerbern wurden die beiden Projekte ausgewählt, die Hennecke eingereicht hatte. Damit ist er in dieser Sparte auch der einzige aus dem gesamten Kirchenkreis Regensburg – eine großartige Würdigung seiner kontinuierlichen erfolgreichen Musik- und Filmarbeit.
„Eternity: Woher wir kommen – wohin wir gehen“, Antworten auf diese Frage suchte das Konzert der Sulzbacher Kantorei in der Kirche Zu unserer lieben Frau in Fürth. Entstanden ist das Programm während der Pandemie, in einer Zeit der Hoffnungslosigkeit. Deshalb begann es sehr düster. Der Chor stand auf der Empore, und die Stimmen erklangen körperlos, geradezu mystisch, durch die fast voll besetzte Kirche. Nach und nach verwandelte sich die Dunkelheit in Licht. Die Sängerinnen und Sänger kamen in den Altarraum, und die Musik wurde immer hoffnungsvoller. Helligkeit, in strahlende Musik gekleidet, bot die Kantorei bei „Laudate Dominum“ von Knut Nystedt, einem bewegenden Ausblick auf die Ewigkeit.
Ganz anders war der zweite Beitrag für den Kirchentag aus der Herzogstadt.
In der Tafelhalle ging „Die Legende der Hugeburc“ über die Bühne, ein Film mit Musik und Texten, ergänzt und in der Wirkung vertieft von einer Liveperformance. Hugeburc, eine Nonne im Gefolge der heiligen Walburga, schrieb die Lebensgeschichten von deren Brüdern Wunibald und Willibald auf. Ihr eigenes Leben hat Hennecke mit einem Team zusammen in Worte gefasst, mit Musik unterlegt und in eindrücklichen Filmszenen visualisiert. Im Film erzählt die gealterte Hugeburc ihr Leben. Ergänzt wurde die Projektion durch den Auftritt der jungen Hugeburc auf der Bühne. Beeindruckend war, wie die alte Nonne auf der Leinwand von einem schrecklichen Sturm bei der Überfahrt von England nach Antwerpen erzählt, während die junge, von einem Spot in helles licht getaucht, auf einem blauen Tuch auf die Knie fällt und Gott um Rettung anfleht. Der erzählte Text, vor allem aber auch die Musik trugen zur starken Wirkung von „Hugeburc“ bei. Live zu hören war ein Tamtam, eine Leihgabe der Städtischen Sing- und Musikschule. Im Film erklang ein Lied, gesungen von der Kantorei, sowie emotionale Chorstücke, die Hennecke mit dem Soundsystem der Schmidt-Weigle-Orgel in der Christuskirche verfremdet hatte. Das Publikum war sehr beeindruckt von dieser künstlerischen Reise ins frühe Mittelalter.
Ein Höhepunkt des Kirchentags war die Uraufführung der „Messe des Kosmos“ am Samstagabend in der Lorenzkirche. Ewig, Zeit, Weisheit und Spiel sind die Begriffe, die in dieser geradezu philosophischen Komposition von Michael Lippert behandelt werden. Auch hier war Hennecke eingebunden, zwar nicht federführend, aber als Mitwirkender mit wichtigen Aufgaben. Er spielte wieder das Tamtam, vor allem aber Harmonium. Die Akustik in der Lorenzkirche ist äußerst schwierig. Es war wegen der großen Entfernung nicht möglich, den großen Chor und das Orchester, die im Altarraum standen, mit der Orgel zu begleiten. Ein Klavier hätte die Toncluster und die extrem lange stehenden Töne nicht spielen können, die Lippert vorsieht. Die Lösung war ein Harmonium. Hennecke besitzt ein sehr kompaktes Druckluftharmonium von 1880, auf dem er die expressiven Klänge spielte. „Das war ein bewegendes Erlebnis“, fasste er zusammen, „die Musik, die tolle Illumination, die leuchtende gotische Rosette und die Andacht und Begeisterung der Zuhörer in der übervollen Kirche, das war wirklich ein Höhepunkt des Kirchentags!“
Corinna Groth